Tuesday, May 27, 2008

la familia y amigos - la retrospectiva

(pic by picture the scene, www.​myspace.​com/​i_​eat_​heartattacks)​

letztes wochenende(16./17.05) fand in dresden das "la familia y amigos"-festival statt. hinter dem festival stand das dresdener label altin village, welches seit zweitausendeins unregelmäßig und seit zweitausendundfünf wieder regelmäßiger platten veröffentlicht. insgesamt 21 releases gab es nun bereits auf altin village mit platten von bands wie bollo, petethepiratesquid, shokei, zookeeper, den vague angels oder auch patterns. längst findet man auf dem label auch keineswegs nur das, was wir in den neunzigern als emo und hardcore gekannt haben, sondern eine bunten blumenstrauß aus postpunk, indie, postrock und schlichtem pop. hinter der ganzen arbeit stecken oliver und marcel sowie ein ganzer trupp von helfern, sowie die unterstützung der bands selbst. enstanden ist das ganze im klassischen DIY-gedankengerüst der neunziger Jahre sowie es in deutschland stattfand, mit den wie sie selbst sagen "vollen Konzerte, Plattenstände, mehrstündigen Autofahrten, vielen Bands aus den Staaten, veganen Kuchen und diesem guten "jeder kennt jeden" Gefühl". um zu zeigen, das all dies nicht dem internet, raubkopien und eintrittspreisfeilschereien zum opfer fiel, lud altin village nun zum "familientreffen" nach dresden.

passend zu diesem gedanke fand der erste abend auch im az conni in der dresdener neustadt statt, welches ebenfalls ein relikt alter zeiten ist. den anfang machten DIARIO aus leipzig, was ungefähr soviel wie instrumentaler post-rock mit mit vereinzelten elektronischen gedöns heißt. referenzen sind dabei bei tortoise, from monument to masses oder auch einer weit düsteren version von seidenmatt/SDMNT zu sehen. die einzige sache, die wirklich an ihnen zu bemängeln war, ist die gewesen, dass sie einfach viel zu lange gespielt haben, was die spielzeit für meine freunde von bollo und radio borroughs, die nach ihnen folgten verkürzte. und da das az conni seit längerem vom in der nähe liegenden best-western-hotel aufgrund von ruhestörung terrorisiert wird müssen die konzerte deshalb um null uhr enden.
BOLLO waren diario nicht ganz verschieden, nur irgendwie mit den effekten reduzierter, doch dafür in den brüchen radikaler. seit neunzehnhundertsechsundneunzig schon agieren bollo in dieser weise und üben sich in der reduktion ihres instrumentalen post-jazz-rocks. zeitweise nun auch mit minimoog- und cello-unterstützung, was zumindest für mich neu war. den abend schloßen als heimlicher headliner des festivals RADIO BORROUGHS aus berlin. ursprünglich aus dem hardcore-screamo-genre kommend, hat sich das quartett nun gewandelt hin zu einem gitarrenpop, der melancholisch-wütend bzw brachial-bedrückend klingt. und alles fühlte sich auch merkwürdigerweise so an, als ob das ein klares heimspiel für sie wäre.

der zweite tag fand in der chemiefabrik statt, ein wenig westlich vom az conni, an der st.pauli-kirche gelegen. perfekt um so ein festival um 15 uhr starten zu lassen, da rundherum nichts war, was sich in irgendeiner art und weise belästigt fühlen könnte. zusammen mit dem veganen döner und chili versprach es somit ein schöner nachmittag zu werden. die chemiefabrik selber ist ein zum teil ziemlich runtergekommenes einstöckiges gebäude, dessen inneres das tageslicht meidet. den auftakt machten TAPES aus freiburg, welche eigentlich nur kids explode mit einem anderen schlagzeuger waren. da dies das erste konzert war, ist das teilweise noch hölzerne ihrer songs durchaus nachzuvollziehen. insgesamt war es doch aber weicher und filigraner, jedoch gleich schnell und energiegeladen wie das kids explode-zeug. wohl doch aber die kleine popspielerei. überraschend spielten als zweites PETETHEPIRATESQUID. bereits auf ihrem releasekonzert ihrer aktuellen platte "don't correct me if i'm wrong" im berliner schokoladen haben sie uns mit hasenkostümen und vertrackten postpunkpop bezaubert und taten dies nun erneut, nur reduziert in der wahl ihrer kostüme. neben diversen neuen zeug kam natürlich auch das material vom album, aber der klassiker "i'm not dancing because i like this band i'm dancing because i am cold" von der split 7'' mit radio borroughs wurde sich zumindest für dieses mal aufgespart. in rein nahrungsketten-technischer hinsicht wäre es ein leichtes die erwähnten hasenkostüme mit der folgenden band, die den falken in ihren namen trägt, zu verbinden, auch wenn ich mich nicht sicher wäre, ob das stimmen würde, doch sollten das unterbunden werden. THE FALCON FIVE. irgendwo wurde gesagt, dass sie, wie explosions in the sky, eine band sind, bei der es reicht sich die platte anzuhören, da die livequalität anscheinend doch nicht dessen ähneln würde. nun muss ich sagen, dass ich sie weniger enttäuschend fand, doch stört das viele gepose schon erheblich. ein gestus, den die darauffolgende band noch viel besser impliziert hatte. sogar so gut, dass ich nicht mal mehr ihren namen weiß, nur das ich dachte, dass wenn das auschließlich screamo und nicht noch gegrunze wäre und die ganzen metalposen auch verschwinden würde, fände ich das echt gut.
mit dieser ominösen band schloß die erste halbzeit und in der pause lag der vortrag von MARTIN BÜSSER zum thema DIY und dessen geschichte. überaus interessant waren die ausführungen über die frühen indielabels der siebziger und die experimentellen phasen der frühen achtziger sowie den hörbeispielen, als auch die diskussion, die anschließend vor allem von mitgliedern der bands kids explode, the falcon five und petethepiratesquid geführt wurden, in dem es um finanzierung der touren durch eintrittspreise und merchandise ging und inwiefern es in das DIY-konzept passt, wenn man als band versucht die entstandenen kosten durch eben solche dinge zu decken oder ob man eher darauf wert legen sollte, dass shirts pc sind oder billig. geschlossen wurde damit, dass sich das hier stattfindende festival sich keinerlei spott und häme aussetzen muss, da es mit einem so wundervollen gedanken geplant wurde und dabei auf jegliche sponsoren verzichten kann und sich auch nicht für die eintrittspreis rechtfertigen muss. KIDS EXPLODE spielten danach und legten den grundstein für ein grandioses finale. die stimmung kochte, was sich wohl vor allem am shirt von schlagzeuger kristof zeigte. PATTERNS aus köln hielten danach das wasser mit sambapostrock und jeder menge percussion, wie ich es jetzt mal nenne, nah am siedepunkt. als die spannung nicht mehr zum aushalten war und SHOKEI endlich spielen sollten, enterten jedoch vier in kostüme gehüllte gestalten die bühne und spielten zum vergnügen aller gute alte alternative-jugendzentrum-hits, wie z.b. "ich habe 23 jahre mit mir verbracht". anschließend ist bei shokei die bombe dann endgültig explodiert. mehr muss ich dazu glaube nicht sagen. anschließend daran wurde abermals gezeigt, dass dresden einfach die bessere stadt hat. tobi vom schubladenkonsortium aus leipzig legte auf und der tanzfläche war voll und fern von jeglicher disko. toll.

das beste geschenk machten sie die jungs von altin village allerdings selber, den mit der veröffentlichung der shokei / the falcon five / kids explode / petethepiratesquid-split 12'' am zweiten tag des festivals gebaren sie summa summarum ihr einundzwanzigstes kind. ich gratuliere. und hier sollte man glückwünsche hinterlassen.

Thursday, May 15, 2008

Bodi Bill - Next Time

als bodi bill letztes jahr ihr debüt "no more wars" veröffentlichten, war es fast ein start von null auf hundert. plötzlich war dieses album da, das eine klangsphäre öffnete, die eine perfekte synthese aus dramatischen pop und elektronik darstellte. ein sound, der die organik der natur und das gewebe eines klassischen popsongs in ein sonst eher untypisches milieu zerrt und insofern das gegenteil beweist, dass ein aggressiver elektro auch blühen kann und eben so auch türen öffnet für eben die, die das trockene eher ablehnen. bodi bill selbst sind in diesem letzten jahr gewachsen, in jeglicher hinsicht. personell stieß anton k. feist dazu, der das debüt mitproduzierte und alex amoon und fabian fenk daraufhin auch live unterstützte und die drei sich so zu einem der aufregendsten live-acts des letzten jahres musterten.

das neue album heißt "next time". die nächste runde. bodi bill wollen es noch einmal wissen bzw. einfach noch einmal machen. und dieses mal sollte es verstärkt "ein spiel mit den rändern" der eigenen ideen, des eigenen schaffens sein. wiederum soll dabei nichts an klarheit und präzision, was die konzentration auf die peripherie, allein schon wegen ihrer weite, schwer macht, verloren gehen. bodi bill scheinen mehr und mehr zur band der gegensätze zu werden, doch das auch ganz bewußt. der leichte weg kann nicht zufrieden stellen und würde keinem etwas nutzen. so wie bodi bill mit "no more wars" eine bombe zündeten, werden sie nun zu wiederholungstätern nur gehen sie diesmal einen anderen weg, der zwar den gleichen spuren folgt, doch sich anderen mitteln bedient.

bodi bill fügten ihrem schaffen kleine unterschiede ein, die im ersten augenblick nicht auffallen. vielleicht klingt "next time" beim ersten hören deshalb auch eher ernüchternd, da die differenzen und das neue nicht gleich greifen. die wirkung findet versetzt statt. vieles scheint vertraut und beruhigt verständlicherweise im ersten moment, da bodi bill so klingen. das weiß man. "one or two" vereint als opener genial diese stärken. der fragmentarische beat, der wütend-verzweifelte gesang, "i'll try to catch breath in your thin air". doch weiter wird der hörer in paradoxe situationen versetzt. "needles" als melancholisch, stetig voranschreitender song, in dem sich dem wahn ergeben wird und doch absolut keine reue spürbar wird. neben instrumentalen stücken findet sich auch hier wieder der zwiegespaltene clubhit, wie "i like holden caulfield". auf "depart" wiederum wird beschrieben, wie in den eigenen köpfen die beziehung auseinander bricht, entgegengesetzt zum wirklichen handeln. hier gastiert mariechen danz mit den zeilen "the wolf has a friend, and his friend is a wolf, and they live behind your eyes, i can see their jaws when you smile", die nach einer anfänglich balladenartigen strophe in einen fordernden beat übergeht.

auch wenn bodi bill bereits auf dem letzten album mit "very small" ein lied hatten, das sehr stark experiementell wirkte und sich langsam aus einem gefüge aus violine und gitarre aufrichtete, benutzen sie diese ruhe und spannung jetzt vermehrt. es wirkt so als ob bodi bill sich einfach die stille nehmen bzw. versuchen in ihr zu verharren, um darin ihre worte und bilder zu transportieren. sie versuchen keineswegs weder aus dem elektroschema noch aus dem des popsongs auszubrechen, doch fanden sie dabei raus, wie weit sie in die eine richtung und wie weit in die andere gehen konnten. dazwischen liegt ein langer weg und bodi bill suchen jeden meter dabei ab und verwenden es auf irgendeine art. die gefahr des sturzes ist natürlich dabei, aber das scheint auch ihr anliegen zu sein. und das finde ich gut.

"Next Time" erscheint am sechzehnten mai auf sinnbus records. am zweiten mai erschien bereits die "tip toe ep" mit drei non-album-songs. bitte hier bestellen und kaufen.

audio: bodi bill - tip toe walk








audio: bodi bill - i like holden caulfield








video: bodi bill - i like holden caulfield

Bodi Bill - I Like Holden Caulfield from Sinnbus Bln on Vimeo.

wolf cab of kleinhenz

wie bereits vorher schon berichtet, kommt das neue wolf parade-album in nächster zeit raus. das gute hat mit "at mount zoomer" nun auch einen namen und auf der myspacepräsenz der band können wir in einen weiteren song reinhören. das ganze erscheint voraussichtlich dann am siebzehnten sechsten.

audio + download: wolf parade - language city







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morgen erscheint dann schon "narrow stairs" von death cab for cutie. große spannung, allerorts. zur steigerung dann bitte hier beim pre-listening reinhören bzw. sich die akustikversion von "cath..." hier anhören bzw runterladen. drei termine in deutschland stehen ebenfalls fest.

audio + download: death cab for cutie - cath...(acoustic version)








dates:
09.07 köln - live music hall
11.07 berlin - kesselhaus
12.07 hamburg - grosse freiheit
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weiterhin veröffentlicht björn kleinhenz seine zweite single zu seinem neuen album "Quietly Happy And Deep Inside", das bereits auf devil duck erschienen ist. via tomt recordings kamen wir schon einmal in den genuss ein kleinhenz-song vom neuen album für lau zu kriegen. zur nun neuen single namens "poets dying" gibts auch ein video, dass von sam smith gemacht wurde. ist gerade auch auf tour. daten stehen weiter unten.

audio + download: björn kleinhenz - poets dying








audio + download: björn kleinhenz - the quest for your heart








video: björn kleinhenz - poets dying


dates:
2008-05-15 CH - Rorschach, Mariaberg
2008-05-16 CH - Basel, Fnac CD Store (Afternoon show!)
2008-05-16 CH - Basel, Kaserne
2008-05-17 CH - Aarau, Kiff
2008-05-18 AT - Wien, Chelsea
2008-05-20 DE - Köln, Stereo Wonderland
2008-05-21 DE - Bielefeld, Forum + Amanda Rogers
2008-05-22 DE - Bremen, Römer
2008-05-23 DE - Braunschweig, Café Riptide (Afternoon show!)
2008-05-23 DE - Berlin, Magnet Club
2008-05-24 DE - Leipzig, UT Connewitz (Pop Up)

Wednesday, May 14, 2008

gregor samsa /// tour/album

leider mit ein wenig verspätung, doch gerade noch rechtzeitig um späteres zu planen, soll hier auf die gregor samsa-tour hingewiesen werden, die am achten mai in leuven, belgien startete. den ganzen monat mai noch über werden sie in europa noch unterwegs sein, anläßlich ihrer dritten langspielplatte "rest".

geradezu hypnotisch wirkt das gebilde, das von der band um die beiden sänger champ bennett und nikki king erstellt wird. ein klangmeer, dass so große spannung und emotionalität in sich trägt, das rundherum alles erstarrt und verstummt, doch schlägt es anschließend nicht groß aus und bricht nicht in einer welle in sich zusammen. gregor samsa haben die zurückhaltung gelernt, sie setzen auf die reduzierung innerhalb der musik und entfalten so eine viel größere und wahrere wirkung. es verhält sich hier so wie mit der metapher, das der schlag eines schmetterlings einen orkan auslösen kann. der sturm ist hierbei gleich einem gedämpften grummeln unter der erde, einem leisen weinen, einem riss in der wirklichkeit gleich. das alles schafft die musik von gregor samsa.

"rest" von gregor samsa ist soeben auf own records als CD und LP erschienen. bitte hier bestellen. gregor samsa selbst sind noch bis zum ersten juni in europa auf tour.

audio: gregor samsa - jeroen van aken








audio: gregor samsa - young and old (vom album "55:12")








video: gregor samsa - jeroen van aken (directed by rick alverson)

Gregor Samsa "Jeroen van Aken" from r. alverson on Vimeo.

dates:
08th may | Leuven - BE | Stuk
09th may | Karlsruhe - GE | Jubez
10th may | Würzburg - GE | Cairo
11th may | Berlin - GE | Schokoladen
12th may | Leipzig - GE | Nato
13th may | München - GE | Kafe Kult
14th may | Vienna - AU | Chelsea
15th may | Foligno (PG) - IT | Feedback
16th may | Milano - IT | Leoncavallo
17th may | Pestoia - IT | Melos
18th may | Roma - It | Traffic
19th may | France | Tba
20th may | San Sebastian - SP | la Casa de Cultura de Okendo
21th may | Spain | Tba
22th may | Barcelona - SP | BeCool
23th may | Lyon - FR | La marquise + For The Chosen Few
24th may | Bièvre - BE | Tba
25th may | Brugge - BE | Cactus
26th may | Paris - FR | Mains d’Oeuvres + KayoDot
27th may | Amiens - FR | Le Grand Wazoo
28th may | Luzern - Luzern | Treibhaus
29th may | Frankfurt - GE | Elfer
30th may | Luxembourg | Dqliq + KayoDot
31th may | Münster - GE | Gleis 22
1st June | Duisburg - GE | Steinbruck

Saturday, May 10, 2008

31knots /// tour in sept/oct

hui. im postfach lag eben dann diese nachricht auf die frage hin, was denn aus der europa-tour des "post-apocalyptic Vaudevillian punk"-trio geworden sei, die eigentlich im april hätte stattfinden sollen:

hey there,

yep, we'll be posting dates in the next couple of months. we'll be touring in sept and oct over there!

thanks!

xo,
jay p


des weiteren sollen demnächst auch neue stücke auf myspace zu hören sein. in der zwischenzeit können wir uns ja den sideprojects widmen:

LIPS AND RIBS (vom bassisten jay winebrenner elektro-clash-crash mit leicht technoesken bezügen)

audio: lips and ribs - cop tears








audio: lips and ribs - battle in nagoya








TU FAWNING (Joe Haege zusammen mit Corrina Repp, Liza Rietz und Toussaint Perrault, pop-dramatik)

audio: tu fawning - out like bats








audio: tu fawning - i'm gone








DILUTE (jay pellicci zusammen mit seinem bruder ian pellicci,craig colla und marty anderson; indierock im weitesten sinne)

audio: dilute - untitled in f









DiluteApple

Wednesday, May 07, 2008

These New Puritans

da die vier engländer bzw. engländerinnen von these new puritans bekanntlich heute in hamburg, dann berlin, köln, münchen, zürich spielen, trifft es sich hervorragend, dass stereogum grad liveaufnahmen von ihrem auftritt auf den SXSW im Antone's veröffentlicht. kann man dann ja demnach entscheiden ob oder ob nicht. vllt kommt hedi ja auch. sehr statisch auch das ganze. doch zurückkommend auf das innovative dann doch viel spannender, auch wenn da joy division, the fall oder the horrors natürlich nicht weit sind, aber viel interessanter als beispielweise die klaxons.
die neue single "swords of truth" ist am fünften mai auf domino und angular records erschienen.

audio + download: these new puritans - elvis (live at antone's)








audio + download: these new puritans - numbers (live at antone's)








audio + download: these new puritans - swords of truth (live at antone's)






Nirvana - wir waren da...war gar nicht so toll.

die rigorose pressemachinerie hatte zumindest bei mir gewirkt, weshalb ich ein wenig gespannt war navel zu sehen bzw. auch erstmals zu hören. mit amüsanten tricks schafften es doch tatsächlich mich die louisville records-meute rund um patrick wagner-superstar in eine bestimmte erwartung zu setzen, auch wenn ich die band visuell bereits abstoßend fand. im großen und ganzen wäre ich auch nicht hingegangen, hätte ich dafür bezahlen müssen, was mich auch im nachhinein darüber nachdenken ließ, warum man für so eine band 12 euro an der abendkasse verlangt.
während navel spielten, kamen mir so allerlei gedanken warum ich das hier eben miterleben muss, welche berechtigung es gibt, dass es so etwas noch gibt. ich fragte mich, welche art mensch sich heute noch damit identifizieren kann. es ist offensichtlich, dass diese band, ob nun navel oder ihre kollegen killed by 9 volt batteries etc. in ihrer musikalischen sozialisation entweder nur ein bestimmtes level erreicht haben und dort verharrten oder sie darauf zurücksprangen, da es eben mäßigen erfolg verspricht. es ist natürlich nicht ganz richtig, dies in ebenen einzuteilen, doch wenn ich mir mein leben oder das diverser freunde anschaue, dann spielen fender mustang/jazzmaster/jaguar-gitarren, scheiß-frisuren, verschlissene jeans und converse chucks tendenziell eher am anfang dieser sozialisation eine rolle, aus der, wenn man es denn will/schafft, man sich dann heraus löst und somit ebenentechnisch gesehen aufsteigt, wobei ich da jetzt auch keine klaren ebenen benennen kann. ähnliche schwierigkeiten hätte ich damit denn begriff post-rock zu definieren und genauer zu deuten.

das verharren und steckenbleiben hat in diesen speziellen fällen auch zur folge, das nicht neues kommt. da schon visuell eins zu eins kopiert wird, ist auch der musikalische faktor, der ja weitaus entscheidender ist, keineswegs innovativ. allein die beschreibung dessen bereitet kopfschmerzen, da nicht mehr dazu einfallen will, als das wort "monoton". monotonie ist entscheidend in dieser hinsicht. steht doch immernoch die frage im raum, welche berechtigung es gibt diesem genre aufmerksamkeit zu schenken. die antwort ist klar: es gibt keine. was hier kopiert wird, gilt als das meisterstück, das ultimative, eins-a-topqualität. ich gebe es zu, auch ich war überrannt und begeistert. nur geschah dies auch zehn bis zwölf jahre nach dem eigentlichen höhepunkt.
meine vermutung warum leute wie patrick wagner oder eben andere, ich spreche jetzt von älteren, sagen wir ab dreißig, auf diese bands und deren musik gerade jetzt wieder abfahren, ist dass sie sich einfach denken: "geil, wir damals! ich fühl mich gleich zehn bis zwanzig jahre jünger.", bzw.: "gute alte zeit!", oder auch: "die wissen noch wie man richtig rockt!". wär dann in der lage ist so etwas zu veröffentlich, der tut das auch, weil "das hat ja früher auch geklappt und was die machen, ist auch schon ein schritt weiter, außerdem haben die das doch verdient". Wiederum fragwürdig ist, dass eben solche leute, die einen posten besetzen oder einen beruf ausüben, der in der lage ist, musik und musiker zu entdecken, zu fördern, der dem avantgardisten, wenn es ihn noch gibt, eine bühne und publikum bieten kann, wenn dann gerade so jemand auch hängen geblieben ist, wie ich das jetzt mal formulieren möchte.
auch in der aktuellen Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ist ein Artikel von edo reents über die ganzen totgesagten, meist, wie ich finde, furchtbaren Gruppen, der frühen pop- und rock-musik-jahre, die sich eben in den letzten jahren wieder zusammenschloßen und tourneen spielen und teilweise neue sachen rausbringen. nur spielen die alternden rockstars nun auch vor ihrem alternden publikum, was natürlich irgendwie genauso traurig wie aufbauend ist. traurig da dies funktioniert, was daran liegt, dass das publikum an nichts neuem interessiert sind, da sie ja das alte haben. aufbauend, da es die folgenden generationen anscheinend kalt lässt. eventuell ist dies auch nur der normale lauf der dinge. da die moderne popmusik ja noch nicht einmal ein ganzes jahrhundert besteht, kann es eben sein, das bands nur dann tot sind, wenn sie und ihr publikum auch physisch das zeitliche gesegnet haben.
fehlende flexibilität ist ein stichwort um die gründe für diese treue zu erklären. ebenso das damalige fehlen einer großen palette an auswahlmöglichkeiten und der schwierige Zugang zu eben solchen Medien. da haben wir es leichter, doch können eben auch diese gründe mir nicht helfen dabei meinen zorn zu überkommen, dass eine unglaublich menge aufmerksamkeit, geld und zeit eben darin verschwendet wird totes am leben zu erhalten. sehen wir uns nur allein radiosender an, die mit ihren hits aus den siebzigern, achtzigern, neunzigern und dem besten von heute weiterhin künstler mit tantiemen füttern und neuer musik kaum platz geben.

mir fehlt schlicht und einfach das innovative. ich bin gelangweilt. und darum sind eben solche bands, wie von gestern abend fuchtbar, da sie einfach der musikalischen evolution, die es eh schon so schwierig hat, weiter steine in den weg werfen, sich auf bereits getanen dingen ausruhen und verlassen. doch kann ich sie nicht gänzlich verdammen, da sie auch nur ein teil eines riesigen übels sind und davon auch noch, der am leichtesten zu verkraftende.

Tuesday, May 06, 2008

im mai in berlin/dresden/leipzig...

06.05. Navel im Magnet
07.05. Digitalism im Postbahnhof
08.05. Hot Chip im Radialsystem V
08.05. These New Puritans im Magnet
09.05. Explosions In The Sky und Eluvium im Lido
09.05. Notwist und Saroos in der Volksbühne
10.05. Patterns, Peters und Radio Burroughs im Subversiv
11.05. Gregor Samsa und Russian Red im Schokoladen
11.05. Headquarter-Nacht mit Why?, Lali Puna, Prefuse 73, Bodi Bill, We Are Wolves, No Kids, Tarwater DJ-Set, Junior Boys DJ-Set u.a. in der Volksbühne
12.05. Intro Intim mit Battles und Fuck Buttons im Maria
12.05. ¡Forward, Russia! im Magnet
12.05. Vom Segeln, Everton und Rika im Lokal
13.05. The Most Serene Republic und I Might Be Wrong im Lido
16.05. Amanda Rogers im Magnet
16.05. La Familia y Amigos - Altin Village & Mine Festival mit bollo, radio burroughs und diaro im AZ Conni in Dresden -->www.la-familia-festival.de
17.05. La Familia y Amigos - Altin Village & Mine Festival mit shokei, patterns, petethepiratesquid, tapes, the falcon five u.a. in der Chemiefabrik in Dresden -->www.la-familia-festival.de
18.05. Britta Persson und Liger im NBI
19.05. PJ Harvey im Friedrichstadtpalast
22.05. Jeniferever und The Paper Chase im Magnet
22.05. Vampire Weekend im Maria
22.05. Saturday Looks Good To Me + Black Atlantic im NATO in Leipzig
23.05. Audrey, In The Pines und Southerly + Sweden Sweden mit Björn Kleinhenz & Band u.a. und DJs im Magnet
24.05. Jeniferever, Björn Kleinhenz und I might be wrong im UT Connewitz in Leipzig
24.05. Scraps Of Tape und Den Of Thieves im Schokoladen
24.05. Vom Segeln im Rauchhaus
25.05. Kevin Devine im Lido
26.05. Gustav im Festsaal Kreuzberg
27.05. GTUK, Call Me Betty und Horse the Band im Cassiopeia
29.05. Kate Mosh, Brutus, Ter Haar und Trip Fontaine im Postbahnhof
29.05. Digger Barnes und Pencil Quincy im Schokoladen
30.05. September Malevolence im Schokoladen