Thursday, February 22, 2007

Bodi Bill - No More Wars



In einer kalten Stille, wenn der Wind sich gelegt und die Landschaft sich in einen scheinbaren Schlaf gewogen hat, scheint es als höre man das Gras wachsen und die Bäume ihre Äste ausstrecken. Ein Knirschen und Knacken dringt umher und legt sich über Wälder und Wiesen. Denken wir uns diesen Organismus festgehalten in einem Raum. Langsam mischen sich Elektronika, Klassik und Stimmen hinzu, zu einer Komposition aus Natur und Technik, Umwelt und Industrie.
Bodi Bill sind der neueste Streich auf sinnbus und dahinter stehen Nonostar’s Alex Amoon und Fabian Fenk von Pantasz. Mit ihrem Debüt „No More Wars“ haben sie eine Platte geschaffen, die die Eingängigkeit von Pop besitzt, dessen tragischste Seite wählt und das alles in einem Mantel aus Elektronika verpackt. Eine Fläche aus einem organischen Sound mit skurillen Bildern wird darin geschaffen. Der Wald in die Clubs der Großstadt gezerrt und darauf getanzt.
Keine Kriege sagen sie und zeigen die eigene innere Zerrissenheit doch zu gut an sich selbst. Die Sehnsucht nach dem Zusammensetzen, dem Reparieren wird einerseits dargestellt, doch anderseits auch das Zerbrechen an der Summe der Scherben („very small“). Der innere Krieg als nur ein Beispiel und einen wirklichen Frieden wird man auf dieser Platte kaum finden. Stets wird eine gewissen Tragik und unwirkliche Verträumtheit skizziert und mit Beats und Klangfetzen verbunden, deren organischer Sound die Kälte der dunklen Jahreszeiten birgt, aber ebenso durch das Lebendige darin, Wärme und Geborgenheit vermittelt. Im Instrumental „Kilogramm“ beispielsweise sägen sich Synthis erst durchs Elektroholz und finden sich kurze Zeit später in dichtgedrängten Clubs wieder, in denen zu dem Wirren und Flirren gefeiert, auf die Zwischenwelt getanzt wird. Ein Ausschalten der Wirklichkeit und ein Vergessen der Zeit zumindest für fünf Minuten.
Die Nutzung der Stimme ist ein wesentliches Merkmal auf dem Debüt von Bodil Bill. In „Naegel“ z.B. als fester Bestandteil im Beat verankert, wird sie somit auf zwei Wegen zum Instrument und vereint wieder das Naturelle mit dem Technischen. Auch wenn das stellenweise vom technischen Aspekt nicht ganz sauber ist, stört dies doch kaum, denn hier ist man nicht zufrieden. Nennen wir es Kollateralschäden. Das Ziel wird erfüllt und Bodi Bill nehmen die Fehler in Kauf. Sie sind vielmehr Mittel zum Zweck.
„No More Wars“ scheint eine gelungene Gradwanderung zu sein. Clubhymne ("Be home before dinner") und Elektroballade ("Willem"). Aufbruch und Aufgabe. Natur und Technik. Stets lassen sie uns diesen Grad sehen, doch ist man nie vollkommen irgendwo. Nur dazwischen ist man immer.

"No More Wars" erscheint am 09.03.2007 auf CD und LP auf sinnbus records sowie in verschiedenen digitalen Formaten auf dinetunes.de und anderen Downloadplatformen.
Am 16.02.2007 erschien bereits die Single "Willem".

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